Kognitive Verhaltenstherapie

Hier was zur Geschichte: Die Verhaltenstherapie als erfolgreiches, wirksames klinisches Therapieverfahren hat sich seit den Anfängen vor über einhundert Jahren immer durch ein hohes Maß an Innovation, Kreativität und Offenheit, hohe Flexibilität und die Bereitschaft zur stetigen Weiterentwicklung ausgezeichnet.

Schnell wurden und werden die klinischen Erneuerungen und kreativen Behandlungsvorschläge auf den empirischen Prüfstand gestellt, um bei mangelnder Evidenz bereitwillig verändert, adaptiert oder aufgegeben zu werden. So sind über die Jahrzehnte viele (Neu-)Entwicklungen längst wieder verschwunden, durch andere Methoden und Programme ersetzt oder in erfolgreiche Behandlungsstrategien integriert worden. Dabei haben sich jedoch auch bestimmte Verfahren und Herangehensweisen gehalten und immer wieder klinisch sowie empirisch bewährt.

Eine dieser Weiterentwicklungen begann vor über fünfzig Jahren und wird gerne als die kognitive Wende oder die zweite Welle der damals noch stark behavioristisch ausgerichteten Verhaltenstherapie bezeichnet. Die mit dieser Entwicklung verbundenen und in der Kognitionspsychologie verankerten Herangehensweisen führten zur Kognitiven Verhaltenstherapie, deren Vorschläge sich vor allem bei komplexen, chronischen und komorbiden psychischen Störungen bewährten und einen psychotherapeutischen Zugang ermöglichten. Diese Entwicklung ist längst nicht abgeschlossen und bringt bis heute, oft unter sehr eigenwilligen Bezeichnungen, interessante Interventionen hervor. Diese oft als dritte Welle der Verhaltenstherapie bezeichneten meta-kognitiven, dialektischen, schemafokussierten, achtsamkeitsbasierten oder interpersonellen Programme haben sich inzwischen in verschiedensten Untersuchungen bei bestimmten Störungsbildern bewährt, sind jedoch noch längst nicht zweifelsfrei etabliert.

 

Das erwartet Sie bei uns.

Kognitive Verhaltenstherapie
Die Kognitive Verhaltenstherapie ist ein besonders effektives, wissenschaftlich untersuchtes Therapieverfahren mit nachgewiesener Effizienz und Wirkung. Sie ist gleichzeitig die modernste und wirksamste Form der Verhaltenstherapie. Hier wird besonderes Gewicht auf das Erkennen, Überprüfen und ggf. Verändern von verinnerlichten Konzepten, Wertmaßstäben, Normen und häufig ablaufenden Gedanken gelegt, da diesemeist für das Entstehen emotionaler Probleme
verantwortlich sind.

Nach dem Verändern krankmachender Konzepte lernen Sie, diese neuen Alternativen mit Hilfe strukturierter Arbeits- und Übungsprogramme in Alltagssituationen umzusetzen, um die theoretischen Erkenntnisse durch neue Erfahrungen auch glauben zu lernen.
Der Ausdruck Kognitive Verhaltenstherapie mag zu der Schlussfolgerung verleiten, es gehe beim Bearbeiten psychischer Probleme in erster Linie um das Ändern von Verhaltensmustern. Das hieße jedoch,Ursache und Wirkungoder Problem und Symptom miteinander zu verwechseln. Wenn jemand bestimmte Fähigkeiten, Verhaltensweisen oder Fertigkeiten nicht gelernt hat, liegt das meist daran, dass er dies bisher für zu gefährlich, zu lästig oder zu peinlich hielt und es aus
Angst oder Bequemlichkeit vermieden hat, sich damit zu beschäftigen. Sollte jemand bestimmte Dinge lediglich nicht gelernt haben, wäre das allein kein Grund zum Therapeuten zu gehen, denn er könnte ja heute damit beginnen, sein Verhalten zu ändern und zum Beispiel lernen, Kritik angemessen auszudrücken oder zu ertragen, mit dem Alkoholtrinken oder Rauchen aufzuhören, Vorträge zu halten, Freunde oder Partner zu suchen, Reden zu halten oder imMittelpunkt zu stehen. Es sei denn, irgendetwas hielte ihn davon ab, beispielsweise die Angst vor Blamage oder Ablehnung,
Scham, Trauer oder Minderwertigkeitskomplexe.

Oft vermeidenMenschenwegen dieser unangenehmen Emotionen, sichmit Situationen, Personen oder Sachen so auseinanderzusetzen, wie es zum Aufbau eines angemessenen Verhaltensrepertoires notwendig wäre. Dadurch entstehen Defizite oder unangemessene Muster, die längerfristig zu psychischen Beschwerden und nachfolgend zu weiteren Verhaltenseinschränkungen führen können.

Therapeutisch steht daher stets im Vordergrund, die emotionalen Hindernisse für die notwendigen Lernerfahrungen zu bearbeiten. So werden auch Patienten mit psychosomatischen, körperlichen Symptomen wie z. B. häufigem Erröten, Herzrasen, Magenbeschwerden, Schwindelanfällen erst akzeptieren lernen, dass
es sich dabei nicht um körperlich bedingte Erkrankungen oder um Verhaltensdefizite handelt, sondern um (Begleit-) Symptome emotionaler Probleme.

Das Kennzeichnende aller Formen Kognitiver (Verhaltens-)Therapien besteht im Prozess der »kognitiven Umstrukturierung, in dem die,herausgearbeiteten Bewertungssysteme der Patienten auf Realitätsbezug, Logik, Moralverträglichkeit, Funktionalität/Zielgerichtetheit und Hedonismusorientierung geprüft und in dem die für eine emotionale Störung oder Verhaltensauffälligkeit verantwortlichen Denkmuster modifiziert werden.

Im Unterschied zur klassischen Verhaltenstherapie bemühen wir uns im Therapiezentrum Hellweg zunächst um das Verändern irrationaler oder dysfunktionaler Konzepte und Denkstile, bevor auch sie daran gehen, mit Hilfe strukturierter Arbeits- und Übungsprogramme die auf der Einsichtsebene gewonnenen Erkenntnisse in neues, zielgerichtetes Denken und Verhalten umzusetzen. Dieses Fußen im Konkreten und in der geforderten Handlungsumsetzung entspricht typisch stoischem Gedankengut. Dazu werden die Patienten in verhaltenstherapeutischer Manier ermuntert,
ihr zunächst noch theoretisches Wissen durch neue Erfahrungen durch Übungen in praktischen Abläufen auch glauben zu lernen.
Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die eine erfolgreiche kognitive Umstrukturierung fördern, sind interaktionistisch und der Weg dorthin führt oftmals über philosophische/objektive  Betrachtungen. Dieser Prozess lässt sich in fünf Phasen unterteilen und beschreiben, mehr dazu im Erstgespräch bei uns in der Praxis.

 

Depressionen

Informationen zur Depression für Patienten und Angehörige

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit einmal im Leben an einer Depression oder depressiven Verstimmung zu erkranken liegt bei 16-20%. Je frühzeitiger die Depression erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Die Erkrankung unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und hat viele Gesichter.

Die häufigste Form ist die unipolare Depression als einzelne Episode oder in Form von wiederkehrenden Episoden. Je nach Anzahl der Symptome spricht man von einer leichten, mittelschweren oder schweren Depression. Je mehr Symptome vorhanden sind, desto wahrscheinlicher wird die Notwendigkeit einer Behandlung mit Psychopharmaka. Die Entscheidung darüber trifft letztendlich ein Arzt oder Psychiater. Eine Psychotherapie hilft begleitend oder bei leichtern Formen als alleinige Therapie. Das Ziel einer Psychotherapie ist, die Leidenszeit zu verkürzen und auch erträglicher zu machen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die Identifikation und Umstrukturierung von dysfunktionalen Denkmustern zählen zu den wichtigsten und verbreitetsten Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Doch was bedeutet dysfunktionale Denkmuster in diesem Zusammenhang? Bei einer Depression drehen sich die dysfunktionalen, negativen Gedanken häufig um die eigene Person, die Umwelt und/oder die Zukunft.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Ein Kollege auf dem Flur läuft vorbei ohne zu grüßen. Ein dysfunktionaler Gedankenablauf könnte wie folgt aussehen: „Er mag mich nicht“ (negative Sicht auf die Umwelt) → „Mich kann man nicht gerne haben“ (negative Sicht auf die eigene Person) →„Das wird sich niemals ändern“ (negative Sicht auf die Umwelt).

Automatische Gedanken

Oft sind diese Gedankenketten nicht das Ergebnis längeren Nachdenkens, sondern sie laufen automatisch ab. Manchmal sind die automatischen Gedanken den Betroffenen gar nicht bewusst. Sie bemerken nur das Ergebnis in Form einer emotionalen Reaktion in Form von z.B. Trauer oder Hoffnungslosigkeit und dem entsprechenden Verhalten. Doch selbst wenn die automatischen Gedanken den Betroffenen bewusst sind, werden sie in der Regel nicht hinterfragt, sondern als Wahrheit angenommen.

Negative Grundannahmen

Hinter einem negativen Gedanken steht häufig eine negative Grundannahmen und Glaubenssätze, wie „Menschen, die nicht von allen gemocht werden, sind nichts wert“. Aus dieser Grundannahme entsteht die Annahme: „Wenn der Kollege mich nicht grüßt, mag er mich nicht und dann bin ich nichts Wert“:

Identifikation der dysfunktionalen Gedanken

Im Therapieprozess geht es zunächst darum, die negativen Grundannahmen und Gedanken zu identifizieren. Bei unbewusst ablaufenden Gedanken, wird versucht, diese über die Emotion zu rekonstruieren. Im weiteren Therapieprozess gilt es die problematischen Gedanken zu hinterfragen und eine alternative Sicht auf die Dinge zu erarbeiten. Der Therapeut hilft dabei, die dysfunktionalen Gedanken aus verschiedenen Sichtwinkeln zu beleuchten und im weiteren Verlauf alternative Gedanken zu erarbeiten.

Was beim ersten Lesen einfach klingt, braucht Zeit. Das Erkennen der automatischen Gedanken, die schon viele Male gedacht wurden und das Verinnerlichen der neuen Gedanken braucht Übung und Geduld. Der Text beschreibt einen möglichen Baustein in der Behandlung von Depressionen. Die Erkrankung es jedoch vielschichtig und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Genau so vielschichtig sind die Ansätze einer Behandlung.

Woran erkennt man Depression?
Folgende Symptome sind typisch für Depression und müssen über einen Zeitraumvon mindestens zwei Wochen vorhanden
sein:

-Niedergestimmtheit, anhaltende Traurigkeit, Verzweiflung oder »Gefühl der Gefühllosigkeit«
-Verlust von Interesse und Freude: Der Interessenverlust kann sich auf alle Lebensbereiche (Familie, Freundeskreis,
-Beruf, aber auch Hobbys, Sport oder sexuelle Aktivitäten) erstrecken.
-verminderter Antrieb, erhöhte Ermüdbarkeit, Energielosigkeit, Erschöpfung: Jede Aktivität erscheint beschwerlich, die
-Motivation zur Durchführung selbst einfacher Alltagsaktivitäten wie Essenszubereitung oder Körperpflege nimmt ab.
-verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
-negative Sicht auf sich selbst, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
-Gefühle von Schuld undWertlosigkeit
-negative Sicht auf die Zukunft (Pessimismus, Hoffnungslosigkeit)
-Grübeln
-häufige Gedanken an den Tod (Suizidgedanken/-handlungen)
-Schlafstörungen oder vermehrter Schlaf
-Appetit- oder Gewichtsveränderungen (Zu- oder Abnahme)
-Störung der sexuellen Funktionen
-Entscheidungsschwierigkeiten
-sozialer Rückzug und Inaktivität

Zusätzlich können Menschen mit Depression unter innerer Unruhe und Angstgefühlen leiden. Häufig sind körperliche
Beschwerden: Schmerzen, Übelkeit, Verstopfung, Schwindel, Kloßgefühl imHals, bleiernes Schweregefühl in Armen und
Beinen. Manchmal werden nur die körperlichen Symptome wahrgenommen. Manchmal entwickeln Menschen mit Depression
ein ausgeprägtes Misstrauen oder Gedanken, Schuld auf sich geladen zu haben, verarmt zu sein oder körperlich
schwer krank zu sein, ohne dass es hierfür Anhaltspunkte gibt.

Wir beraten Sie gerne in einem Erstgespräch.