Prokrastination

Psychologe Geseke

Prokrastination, gemeinhin als Aufschieberitis bezeichnet, ist ein häufiges Phänomen, das erhebliche Auswirkungen auf ihre Alltagsentwicklung haben kann und verstärkt an Aufmerksamkeit gewinnen sollte.

Diese Gewohnheit, Aufgaben zu verzögern oder zu verschieben, trotz ihrer negativen Konsequenzen, kann eine Fülle von Problemen verursachen, sowohl auf persönlicher als auch auf akademischer Ebene. Gerade Jugendliche befinden sich in einer entscheidenden Phase der Selbstfindung, Autonomie und Fähigkeitenentwicklung. Prokrastination kann jedoch diese wichtige Phase stören und den Prozess der Identitätsbildung, der Verantwortungsübernahme und der Entwicklung von Bewältigungsstrategien beeinträchtigen.

Zum einen kann die ständige Aufschieberei dazu führen, dass Betroffene das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren, was das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und zu Gefühlen der Unzulänglichkeit führen kann. Zudem kann das Verschieben von Aufgaben zu übermäßigem Stress und Angstzuständen führen, insbesondere wenn die aufgeschobenen Aufgaben schließlich anstehen und in kurzer Zeit erledigt werden müssen. Die Konsequenzen können dann für erheblich Probleme sorgen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen und Symptome von Angststörungen und Depressionen hervorrufen oder verschlimmern.

Akademisch gesehen kann Prokrastination dazu führen, dass Jugendliche ihre Hausaufgaben, Erwachsene ihre Projekte bis zur letzten Minute verschieben, was häufig zu schlechterer Qualität der Arbeit und damit zu schlechteren Noten, oder beruflichen Konsequenzen führt. Auf lange Sicht kann dies ihre Leistung und ihre Chancen auf zukünftige Bildungsmöglichkeiten beeinträchtigen.

Die Prokrastination kann auch die sozialen Beziehungen beeinflussen. Wenn wir ständig Aufgaben aufschieben, kann es passieren, dass Verabredungen und Treffen mit Freunden abgesagt oder verschoben werden, was zu Spannungen in sozialen Beziehungen führen kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass Prokrastination nicht nur ein Zeichen von Faulheit oder mangelnder Disziplin ist. Oft ist es eine Bewältigungsstrategie für überwältigende Gefühle oder Aufgaben, ein Zeichen von Perfektionismus oder Angst vor dem Versagen, oder ein Symptom von zugrundeliegenden Problemen wie ADHS oder Depression. Daher erfordert die Bekämpfung der Prokrastination unter Jugendlichen oft mehr als nur Zeitmanagement-Tipps; sie erfordert ein tiefgehendes Verständnis der zugrundeliegenden Probleme und gezielte Interventionen.

Die Behandlung von Prokrastination erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz, der auf die spezifischen Ursachen und Auswirkungen der Prokrastination bei einer bestimmten Person eingeht. Hier sind einige allgemeine Strategien, die in der Therapie und Selbsthilfe angewendet werden können:

  1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): KVT ist eine häufig verwendete Methode zur Behandlung von Prokrastination. Diese Therapieform zielt darauf ab, die negativen Denkmuster zu identifizieren und zu verändern, die zur Aufschieberitis führen. Dabei können Techniken wie kognitive Umstrukturierung (zum Umformen negativer oder irrationaler Gedanken), Selbstbeobachtung (zur Identifizierung von Auslösern und Mustern) und Verhaltensexperimente eingesetzt werden.
  2. Achtsamkeitsbasierte Ansätze: Achtsamkeitsbasierte Therapien können helfen, das Bewusstsein für gegenwärtige Erfahrungen und Gefühle zu erhöhen, ohne sie zu bewerten oder zu vermeiden. Dies kann dazu beitragen, die Angst vor bestimmten Aufgaben zu verringern und das Aufschieben zu reduzieren.
  3. Selbstmanagement-Techniken: Dies kann das Erlernen von Zeitmanagement-Fähigkeiten, das Setzen realistischer Ziele, das Aufteilen großer Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte und die Nutzung von Belohnungen zur Motivation beinhalten. Techniken wie die „Pomodoro-Technik“, bei der die Arbeit in Intervallen mit festgelegten Pausen durchgeführt wird, können hilfreich sein.
  4. Motivationsförderung: Manchmal wird Prokrastination durch mangelnde Motivation verursacht. Techniken zur Motivationsförderung können helfen, innere Widerstände zu überwinden und die Motivation zur Erledigung von Aufgaben zu steigern. Dazu kann gehören, die persönlichen Vorteile und Konsequenzen der Aufgabenerfüllung zu erkennen und zu artikulieren.
  5. Stressbewältigungstechniken: Da Stress oft eine Rolle bei der Prokrastination spielt, können Techniken zur Stressbewältigung wie Entspannungsübungen, Sport und ausreichender Schlaf hilfreich sein.
  6. Behandlung von zugrundeliegenden Problemen: Wenn die Prokrastination ein Symptom einer zugrundeliegenden psychischen Störung wie ADHS, Depression oder Angststörung ist, kann eine gezielte Behandlung dieser Störung dazu beitragen, die Prokrastination zu verringern.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede Methode für jeden Klienten wirksam ist. Die effektivste Behandlung hängt von der individuellen Situation, den Ursachen der Prokrastination und den persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten ab. In vielen Fällen kann eine Kombination der oben genannten Ansätze am effektivsten sein. In jedem Fall ist es oft hilfreich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, z.B. von einem Therapeuten.

Es sollte in der Regel erstmal an der Ursache gearbeitet werden, den die geringe Frustrationstoleranz hat Gründe, dient oftmals als Coping-Strategie (Bewältigung) für einen zu geringen Selbstwert. Dieses, meist erlerntes Verhalten hat Gründe, die ich mit der heutigen Lebensstruktur in Verbindung bringe, Kinder lernen heute sehr früh das es einfach und leicht geht, sich vieles von selbst erledigt, oder es bereits Gemacht ist, daran hat unser marodes Bildungssystem auch einen großen Anteil. Die soziale Entwicklung geht in eine entsprechende Richtung, dadurch wird diese Problematik weiter begünstigt.

Gerne beraten wir Sie dazu in einem Erstgespräch.

Herzliche Grüße

Ralf Baumhöfer

 

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