Angststörung

 

Angststörung Geseke


Alle Menschen und auch Tiere kennen, sofern sie psychisch gesund sind, Angst­reaktionen. Angst begleitet uns Menschen lebenslang. Ohne Angst würden wir nicht überleben. Durch Angst lernen wir, entwickeln uns weiter, erwerben im Leben nach und nach Bewältigungskompetenzen für den Umgang mit Angst in vielfältigen Situationen. Diese Entwicklung von individueller Resilienz hat aber auch Grenzen. Es gibt Situa­tionen, in denen die Bewältigungskompetenzen so massiv überfordert werden, dass daraus keine Entwicklungsschritte, sondern Blockaden entstehen und möglicherweise auch Symptome von Krankheitswert.

Angst ist ein emotionaler Zustand, der verschiedene Formen annehmen und auch sehr verschiedene Reaktionen hervor­rufen kann, vom lustvollen aktiven Aufsuchen (»sensation seeking«, Horrorfilme) bis zur Vermeidung und zu pathologischen Reaktionen im Sinne von Angststörungen.

Die Ursachen für Ängste und andere psychische Symptome liegen nicht nur in den individuellen Lebenserfahrungen und daraus resultierender erhöhter Vulnerabilität. Unsere moderne Welt mit ihrer Globalisierung, dem raschen Wandel von politischen, gesellschaftlichen, familiären Strukturen, von Arbeitswelt und Identitäten führt bei vie­ len Menschen, zumindest in einzelnen Bereichen, zu Verunsicherung und Angst. Auch zunehmende Meldungen über Naturkatastrophen durch den Klimawandel wie Brände, Überschwemmungen und dergleichen tragen dazu bei.

Die Bedrohung durch die Corona­Pandemie hinzu sowie ver­mehrte politische Spannungen in der Welt und sogar ein Krieg in Europa, was niemand für möglich gehalten hätte.

Medien, Nachrichten, die Politik zielen darauf ab, mit den Ängsten der Menschen zu arbeiten und haben ein entsprechendes Interesse daran Angst zu verbreiten. Alldies ist ein solcher Einschnitt in das alltägliche Leben praktisch aller Menschen, wie sie die meisten von uns in unserer westlichen Zivilisation noch nie erlebt haben.

Die Mehrzahl der Menschen in unserer Gesellschaft besitzt genügend Resilienz, um mit diesen schwierigen Situationen zurechtzukommen und individuelle Wege für den Umgang damit zu finden. Wenn jedoch die individuelle, oder auch soziale Bewälti­gungskompetenz nicht ausreicht, kann die Angst überhandnehmen. Bei extremer Angst werden differenzierte Bewertungs­- und Lösungsprozesse blockiert. Dann fal­len wir zurück auf die Ebene »primitiver« neuronaler Strukturen und entsprechender Lösungen wie etwa Vermeidungsverhalten.

Wir behandeln bei uns in der Praxis also die Angst mit Krankheitswert, Angst ist erstmal nur eine Emotion, wird dann zu einem Symptom, das dann zu weiteren Reaktionen führt, z.B. zu körperlichen- und Verhaltensreaktionen.

Die kognitive Verhaltenstherapie zielt darauf ab, durch Visualisierung der Problembereiche, neue Denkstile zu fördern, Neuerlerntes in der Praxis einzuüben, Kontrollmechanismen nach und nach aufzugeben.

 

 

 

Hypochondrie

Die Behandlung bei uns in der Praxis

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine wirksame Behandlungsmethode für Hypochondrie, auch als Krankheitsangststörung bekannt. Diese Störung zeichnet sich durch eine übertriebene Sorge vor körperlichen Beschwerden oder Krankheiten aus, obwohl keine oder nur geringe medizinische Beweise für eine tatsächliche Erkrankung vorliegen.

Die kognitive Verhaltenstherapie basiert auf der Annahme, dass unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen miteinander verbunden sind. Bei der Behandlung von Hypochondrie zielt die KVT darauf ab, die negativen Denkmuster und Überzeugungen zu identifizieren und zu verändern, die zu übermäßiger Krankheitsangst führen.

Hier sind einige wichtige Ansätze und Techniken, die in der kognitiven Verhaltenstherapie zur Behandlung von Hypochondrie eingesetzt werden:

  1. Psychoedukation: Der Therapeut informiert den Patienten über Hypochondrie und erklärt die Funktionsweise von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen. Dies hilft dem Patienten, ein besseres Verständnis für seine eigenen Symptome und Ängste zu entwickeln.
  2. Kognitive Umstrukturierung: Der Therapeut hilft dem Patienten dabei, seine negativen Denkmuster und Überzeugungen zu identifizieren und herauszufordern. Gemeinsam suchen sie nach realistischeren und positiveren Sichtweisen.
  3. Expositionstherapie: Der Patient wird schrittweise und kontrolliert den Situationen ausgesetzt, die seine Krankheitsangst auslösen. Dies kann beispielsweise der Besuch eines Arztes oder das Lesen von Gesundheitsnachrichten sein. Durch die wiederholte Konfrontation mit diesen Auslösern wird die Angst allmählich reduziert.
  4. Entspannungstechniken: Der Therapeut kann dem Patienten Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Achtsamkeitsübungen beibringen. Diese Techniken helfen dabei, Stress abzubauen und eine bessere Kontrolle über die eigenen Körperempfindungen zu erlangen.
  5. Verhaltensexperimente: Der Patient wird ermutigt, seine Überzeugungen und Ängste durch praktische Erfahrungen zu überprüfen. Zum Beispiel könnte er dazu ermutigt werden, die Auswirkungen einer körperlichen Aktivität auf seine Symptome zu beobachten.

Die kognitive Verhaltenstherapie ist in der Regel ein strukturierter, zeitlich begrenzter Ansatz, der darauf abzielt, konkrete Bewältigungsstrategien zu entwickeln und den Patienten zu befähigen, seine Krankheitsangst zu reduzieren und ein funktionsfähigeres Leben zu führen. Es ist wichtig anzumerken, dass jeder Behandlungsplan individuell auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten wird und die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient entscheidend ist, um positive Ergebnisse zu erzielen

Hypochondrie: Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung

Einleitung:

Hypochondrie, auch bekannt als Krankheitsangststörung, ist eine psychische Erkrankung, bei der eine übertriebene Sorge vor Krankheiten und körperlichen Beschwerden besteht, obwohl keine oder nur geringfügige medizinische Beweise für eine tatsächliche Erkrankung vorliegen. Diese übermäßige Krankheitsangst kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen und zu einem hohen Maß an Stress und Einschränkungen führen. In diesem Artikel werden wir die Ursachen, Symptome, Diagnosekriterien und Behandlungsmöglichkeiten für Hypochondrie genauer betrachten.

I. Ursachen von Hypochondrie:

Hypochondrie ist eine komplexe Erkrankung, bei der eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielen können. Hier sind einige potenzielle Ursachen, die mit der Entstehung von Hypochondrie in Verbindung gebracht werden:

  1. Genetik: Es wurde festgestellt, dass Hypochondrie in einigen Fällen familiär gehäuft auftritt, was auf eine genetische Veranlagung hinweisen könnte.
  2. Frühere Krankheit oder traumatische Erfahrungen: Menschen, die in der Vergangenheit ernsthafte Krankheiten oder traumatische medizinische Erfahrungen gemacht haben, können ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Hypochondrie haben.
  3. Persönlichkeitsmerkmale: Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, wie Ängstlichkeit, Perfektionismus und ein starker Fokus auf körperliche Empfindungen, können das Risiko für Hypochondrie erhöhen.

II. Symptome von Hypochondrie:

Die Symptome von Hypochondrie können sich von Person zu Person unterscheiden, aber hier sind einige häufige Anzeichen, die bei dieser Störung auftreten können:

  1. Übertriebene Sorge vor Krankheiten: Betroffene haben ständige Sorgen und Ängste, an einer schweren Krankheit zu leiden, selbst wenn medizinische Untersuchungen keine Hinweise darauf liefern.
  2. Häufige Arztbesuche: Hypochonder suchen regelmäßig medizinische Fachkräfte auf, um ihre Sorgen und Ängste bezüglich ihrer Gesundheit zu besprechen. Sie sind oft besessen von der Suche nach Gewissheit und Bestätigung.
  3. Intensive Beobachtung des eigenen Körpers: Betroffene sind extrem sensibel für körperliche Empfindungen und interpretieren diese als Anzeichen für ernsthafte Krankheiten. Normale Körperempfindungen können als bedrohlich oder gefährlich wahrgenommen werden.
  4. Krankheitsvermeidung: Hypochonder neigen dazu, bestimmte Aktivitäten oder Situationen zu vermeiden, um eine mögliche Erkrankung zu verhindern. Dies kann zu sozialer Isolation und Einschränkungen im Alltag führen.

III. Diagnosekriterien für Hypochondrie: Die Diagnose von Hypochondrie erfolgt anhand bestimmter Kriterien, die im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-5) festgelegt sind. Um eine Diagnose der Krankheitsangststörung stellen zu können, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  1. Übermäßige Angst vor einer schwerwiegenden Erkrankung, basierend auf der Interpretation normaler Körperempfindungen.
  2. Beständige Sorge über die Möglichkeit einer schweren Erkrankung, trotz ausreichender medizinischer Untersuchungen und Beruhigung durch medizinische Fachkräfte.
  3. Ausgeprägte Beeinträchtigung im persönlichen, beruflichen oder sozialen Funktionsbereich aufgrund der Krankheitsangst.
  4. Die Krankheitsängste können nicht ausschließlich auf die Symptome einer anderen psychischen Erkrankung zurückgeführt werden.

Problemorientierten Kognitiven Psychodiagnostik (PKP) nach Stavemann

Wir arbeiten bei uns streng nach der problemorientierten Psychodiagnostik unseres Ausbilders: Dr.Harlich H.Stavemann.

Das Konzept der PKP bezieht sich auf den Bereich der „neurotischen“ Krankheitsbilder, d. h. auf psychische Störungen, die durch lerngeschichtlich erworbene Muster und Konzepte entstehen oder verstärkt werden.

Drei Problemgruppen könnenverantwortlich sein.

Betrachtet man die Ursachen für lerngeschichtlich erworbenes oder verstärktes, krank machendes emotionales Leid, so lassen sich diese relativ einfach auf nur wenige zugrundeliegende Problembereiche zurückführen: auf Selbstwertproblemeauf Frustrationsintoleranzprobleme und auf existentielle Probleme. Diese Beobachtung wird durch empirische Befunde gestützt. So konnten z. B. Sowislo und Orth (2013) in einer Metaanalyse über 95 Langzeitstudien nachweisen, dass Selbstwertprobleme als Vulnerabilitätsfaktoren insbesondere für depressive und Angsterkrankungen anzusehen sind. Dabei belegen sie auch die Kausalität zwischen den übergeordneten Konzepten und der daraus resultierenden emotionalen Symptomatik. Ellis ist in seinem letzten Modell zur Kognitiven Diagnostik (Ellis & Hoellen, 1997; Ellis, 2003) mit nur zwei Problemkategorien ausgekommen: der „ego anxiety“ und der „discomfort anxiety“. Wir gehen in dem hier verwendeten Modell von Stavemann (2012) von drei Kategorien aus. Darin wird auf die Begriffe des Ellis’schen Modells verzichtet, um sich nicht auf die Angsterkrankungen zu begrenzen. Diese Kategorien erleichtern nicht nur, die symptomatischen Reaktionen von Klient*innen, deren Funktionalität und Symptomgewinne leichter zu verstehen (vgl. Stavemann, 2023), sondern sie dienen auch dazu, einen aus der Diagnose abgeleiteten adäquaten, an der Problembeseitigung orientierten Behandlungsplan aufzustellen.

IV. Behandlung von Hypochondrie mit kognitiver Verhaltenstherapie (KVT):

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine der effektivsten Behandlungsmethoden für Hypochondrie. Hier sind einige Aspekte der KVT, die in der Behandlung von Hypochondrie eingesetzt werden:

  1. Psychoedukation: Wir informieren unseren Patienten über das Störungsbild, erklären die zugrunde liegenden Mechanismen und unterstützen den Patienten, ein besseres Verständnis für seine Symptome zu entwickeln.
  2. Kognitive Umstrukturierung: Der Patient arbeitet mit uns daran, seine übermäßigen Sorgen und Ängste zu identifizieren und negative Denkmuster zu hinterfragen und durch realistischere und hilfreichere Gedanken zu ersetzen.
  3. Expositionstherapie: Der Patient wird schrittweise und kontrolliert den Situationen ausgesetzt, die seine Angst und seine Krankheitsüberzeugungen auslösen. Durch die Konfrontation mit diesen Auslösern lernt der Patient, dass die tatsächliche Bedrohung geringer ist als seine Angst.
  4. Entspannungstechniken: Der Therapeut kann dem Patienten Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Achtsamkeitsübungen beibringen, um Stress abzubauen und eine bessere Kontrolle über körperliche Empfindungen zu erlangen.
  5. Aufbau von Bewältigungsstrategien: Der Patient erlernt Bewältigungstechniken, um mit körperlichen Empfindungen und Ängsten umzugehen. Dies kann Strategien wie das Erkennen und Herausfordern von irrationalen Gedanken, das Verändern von Verhaltensgewohnheiten und das Entwickeln gesunder Bewältigungsmechanismen beinhalten. Hier werden Werkzeuge eingesetzt, die das ermöglichen

V. Ausblick und Fazit:

Hypochondrie ist eine belastende psychische Störung, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Durch eine rechtzeitige Diagnose und eine geeignete Behandlung wie der kognitiven Verhaltenstherapie können jedoch positive Ergebnisse erzielt werden. Die KVT bietet den Betroffenen Werkzeuge und Strategien, um ihre Ängste zu bewältigen, ihre Denkmuster zu ändern und ein funktionsfähigeres Leben zu führen. Ein multidisziplinärer Ansatz, der die Zusammenarbeit von Therapeuten, Ärzten und anderen Fachkräften umfasst, kann ebenfalls von Vorteil sein. Mit der richtigen Unterstützung können Menschen mit Hypochondrie lernen, ihre Krankheitsängste zu kontrollieren und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Gerne beraten wir Sie dazu in einem Erstgepräch.